Ich will Störche

Wer Störche will, muss ihren Lebensraum lieben

Seit über drei Jahrzehnten gründen „unsere“ Störche am Dorfrand von Harsleben gleich neben dem Feld kleine Familien. Und eins ist sicher: An Babystörchen kann sich ein ganzes Dorf erfreuen.

Noch ist das Nest leer. Doch bald wird der erste Storch einfliegen. Hoffentlich. So spät dran wie in diesem Jahr war er selten. Immer wieder gehen meine Blicke zum Nest. Ich weiß, dass es anderen Menschen ähnlich ergeht. Wir alle sind in Vorfreude.

Der Storch bewegt etwas in uns, das wohl eher zu fühlen als zu beschreiben ist. Er ist uns so nah, wie kaum ein anderes Wildtier, lässt uns an seinem Liebes- und Familienleben teilhaben, und hat sich doch nie zähmen lassen. Jedes Jahr erwarten wir ihn voller Sehnsucht, und werden doch von seiner Anwesenheit überrascht, wenn er plötzlich aufrecht stehend über den Dächern den Frühling verkündet. Ringsum erwacht die Natur, überall regt sich neues Leben, und auch in uns kommt etwas in Fluss, rinnt lebendig durch unsere Adern. 


Wo Adebar nistet, bringt er Glück, sagt die Überlieferung. Und tatsächlich wird er Lächeln in die Gesichter malen und für strahlende Augen sorgen. Manch einem wird sogar warm ums Herz werden, wenn er das fürsorgliche Treiben der Störche, das Werden und Wachsen der Kleinen beobachtet. Vielleicht sah man früher auch das Glück in der Fülle der Landschaft, in der sich der Storch niederließ. 

Störche sind nesttreu. Kommen sie deshalb Jahr für Jahr zurück, obwohl das Hiersein immer mehr zur Herausforderung wird? 

Obwohl der Speiseplan des Vogels mit den roten Strümpfen bunt gemischt und er selbst alles andere als wählerisch ist, wird es hier für Meister Adebar und seine Gattin immer schwerer, sich selbst und den Nachwuchs mit ausreichend Nahrung zu versorgen. Ausgewachsene Störche brauchen zwischen 500 und 700 Gramm täglich, das sind in Mäusen ausgedrückt sechzehn oder 500 bis 700 Regenwürmer. Und mit jedem Küken steigt der Familienbedarf um ein gutes Kilo Kleingetier. 

Eine Menge Holz in einer Landschaft, die zwar grün, aber vielerorts tot ist. Auf den Feldern stehen dicht Weizen oder Mais, blühstreifenlos. Es wird gemäht, was das Zeug hält, selbst Bachränder bekommen regelmäßig einen Armistenschnitt. Feuchtwiesen sind Mangelware, dafür gibt es staubtrockene Erde im Überfluss. Immer mehr Flächen und Wege werden bebaut und versiegelt oder neuerdings mit Solar und Windrädern „verschönert“. Kein Wunder, dass „unsere“ Störche alle Artgenossen, die Anstalten machen, das zweite Nest in Sichtweite zu besetzen, laut klappernd vertreiben. Nahrungskonkurrenten können unter diesen Umständen nicht geduldet werden.

Am 29. April 2024 ist unser Storch pünktlich zum Osterfest auf dem Nest gelandet! Was für eine Freude!

 

 

Die Altstörche müssen immer weitere Strecken fliegen, um die benötigten Mengen zu beschaffen. Und landen am Ende an blühenden Straßenrändern, wo sie noch Insekten, Larven und Würmer finden. Und nicht selten den Tod.

Stirbt ein Elterntier, wie bei uns im vergangenen Jahr, kurz nach dem Schlupf der Küken, haben die Storchenbabys nur eine Chance, wenn sie von Menschen gerettet und aufgezogen werden, denn die Kleinen können nicht allein gelassen werden, die Gefahr, daß sie von anderen Vögeln geräubert werden, ist viel zu groß. 

In Harsleben wurde das Ausbleiben der Störchin zu spät bemerkt. Vater Storch blieb keine Wahl. Wollte er nicht verhungern, mussten die Kleinen sterben. Er schubste alle fünf aus dem Nest, und verließ unser Dorf.

Es war einen Zeitungsartikel wert. 

Der Sommer ohne Störche war ein trauriger Sommer. Wie viele Menschen haben wohl den Blick zum leeren Nest wandern lassen und sich gefragt, wo unser Storch jetzt ist. Ob er im nächsten Jahr wiederkommen wird.  

Wie viele Menschen, fragen sich wohl in Sommern, in denen das Nest besetzt ist: Sind die Störche satt geworden heute? Sind sie erschöpft vom langen Fliegen, weil sie im Umfeld die Schnäbel nicht mehr vollgestopft kriegen? Werden die Großen es schaffen, die Kleinen flügge zu nähren oder wird es sie hinraffen, weil ein Elterntier vom Nahrungsbeschaffungs-flug nicht zurückkehrt? 

Es gibt so viele Gefahren neben dem Ausräumen und Versiegeln der Landschaft. Straßenverkehr, Hochspannungsleitungen und nun sollen gigantische Windräder unweit des Nestes aufgestellt werden, die nicht nur für noch mehr Trockenheit sorgen können, sondern auch Luftströmungen verändern, Schall und Vibrationen erzeugen und Flugbahnen stören. Zu Daimler Truck soll sich weitere Großindustrie ansiedeln, was weiteren Acker vernichtet. 

Das hoch über den Gärten thronende Nest ist ein weithin sichtbares Mahnmal, ein Symbol unserer Zeit - besonders dann, wenn es leer bleibt. Es reicht nicht, über all das Elend zu schreiben, um Störche kollektiv zu trauern. Auch Gesetze und Verordnungen werden uns nicht retten, zumal diese alle Nase lang ausgehebelt werden. 

Ich schreibe „uns“, weil ohne eine lebendige Umwelt, ohne Farbe, Vielfalt und Verbindung zu all unseren Mitgeschöpfen unsere Seelen genauso verdorren werden wie das kurzgeschorene Grün. Die Tristesse unserer ehemals blühenden Landschaft macht jetzt schon etwas mit uns. 

Wenn die Störche ausbleiben, wird auch ein Stückweit Lebensfreude ausbleiben. Seien wir uns dessen bewusst! 

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